Mit einer Playstation 3 lassen sich Game-Backups von interner- oder externer Festplatte abspielen. Es gibt aber noch einen anderen Weg. Wenn du ein NAS von Synology besitzt, kannst du die Spiele auch über das Netzwerk starten.
Die gute alte Playstation 3 hat längst nicht ausgedient. Da ist es nicht verwunderlich, wenn sich nach gut 18 Jahren einiges an Spielen angesammelt hat. Deine interne Festplatte kommt an ihre Grenzen? Keine Lust mehr, die Externe anzustöpseln? Dann nutze doch einfach dein NAS!
Im Folgenden wird erklärt, wie mit Hilfe von ps3netserv (Link zum Github) und Docker Spiele der PS3 über das Netzwerk gespielt werden können. Natürlich sollte man das nicht nachmachen und wenn doch, übernehme ich keine Verwantwortung bei Schäden oder Datenverlust.
Was wird benötigt:
- Playstation 3 mit installierter Custom Firmware (z.B von Evilnat)
- MultiMan oder WebMan MOD auf der PS3 installiert
- NAS von Synology (Tipp: DS224+ mit 2x6 TB oder 2x8 TB)
- Shell- Zugriff auf das DSM (aktivieren unter Systemsteuerung / Terminal und SNMP)
- jede Mange Spiele (optional)
Der Ablauf in der Übersicht:
- Docker auf der Synology installieren
- Gruppe und Benutzer für Docker einrichten
- Container für ps3netserv erstellen
- Ordner für die Spiele erstellen
- Projekt für ps3netserv anlegen
- Port 38008 freigeben
- Games in die Ordner kopieren
- MultiMan bzw. WebMan konfigurieren
01. Docker installieren
Wir öffnen im DSM das Paketzentrum und suchen dort unter Alle Pakete nach dem Container Manager und installieren diesen. Dabei sollte auch der Ordner docker unter Freigegebene Ordner automatisch erstellt werden.
Falls sich jemand wundert, warum Docker nicht (mehr) im DSM zu finden ist: Mit DSM ab Version 7.2 hat Synology Docker aus den Paketen entfernt und dafür den Container Manager etabliert. Bis auf den Namen ändert sich aber nicht viel. Mehr Infos zum Manager findet man auf dieser Webseite.
02. Gruppe und Benutzer erstellen
Wir legen auf der Synolgy für Docker eine eigene Gruppe und den dazu passenden Benutzer mt eingeschränkten Rechten und Zugriffen an. Das sollte man aus Sicherheitsgründen übrigens für jede Anwendung tun, welche man im DSM erstellt. Der Benutzer ist hier nur für Docker relevant und benötigt keine Adminrechte. Wer auf Linux unterwegs ist wird wissen, was ich meine.
Wir öffnen im DSM Systemsteuerung - Benutzer und Gruppe. Im Reiter Gruppe klicken wir auf Erstellen und geben einen Namen für die Gruppe ein, bei mir heisst sie 'dockergroup'. Wer möchte kann hier auch noch eine Beschreibung der Gruppe eingeben. Über Weiter können wir die Gruppe konfigurieren, was wir aber noch nicht möchten. Wir klicken munter auf Weiter, bis wir am Ende angelangt sind. Zum Schluss klicken wir auf Fertig und sehen dann die neue Gruppe in der Übersicht.
Jetzt fügen wir über den Reiter Benutzer und Erstellen den passenden User hinzu, bei mir heißt er 'dockeruser'. Wir wählen ein Passwort aus, wiederholen es im entsprechenden Feld und klicken auf Weiter. Im Fenster Gruppe beitreten fügen wir den Benutzer der zuvor erstellten Gruppe für Docker hinzu, ich mache also einen Haken bei der Gruppe 'dockergroup'.
Im Fenster Berechtigungen für gemeinsame Ordner sollte beim Ordner docker bereits Lesen/Schreiben voreingestellt sein. Da der Benutzer einer Gruppe automatisch die Gruppenberechtigung erbt, brauchen wir hier nichts anzuklicken. Im nächsten Fenster müssen wir nichts ändern und klicken auf Weiter, im Fenster Anwendungsberchtigungen zuweisen setzen wir den Haken neben dem Wort verweigern. Das nächste Fenster wird mit Weiter übersprungen, im letzten Fenster klicken wir abschließend auf Fertig.
Wir öffnen erneut den Reiter Gruppe und passen hier die Berechtigungen an. Dazu klicken wir doppelt auf den Eintrag 'dockergroup' und setzen alle Einträge auf Kein Zugriff, mit Ausnahme von 'docker'.
02.1 User-ID und Group-ID notieren
Wir benötigen für ps3netserv zwingend die User-ID (UID) sowie die Group-ID (GID) für unseren zuvor erstellten Benutzer und die entsprechende Gruppe. Diese Infos fragen wir via Shell im DSM ab.
Ich nutze dafür die PowerShell unter Windows 11.
Jetzt geben wir das Admin-Passwort ein und erhalten z.B. folgende Ausgabe:
Admin@192.168.190.10:/$
Eine Mögliche Ausgabe wäre z.B.:
uid=1064(dockeruser) gid=100(users) groups=100(users),68547(dockergroup)
Wir notieren: UID= 1064; GID= 68547.
03. Container für ps3netserv erstellen
Nun benötigen wir einen Container, welchen wir mit Docker bzw. dem Container Manager erstellen. Wir öffnen dafür im Paket-Zentrum unter Installiert den Container Manager und suchen im Tab Registrierung nach shawly und laden den ersten Eintrag shawly/ps3netserv über Download (Tag: latest) herunter. Den passenden Eintrag finden wir anschließend im Tab Image.
04. Ordner für die Spiele erstellen
Als nächstes benötigen wir noch einen Ordner für Docker bzw. für unsere Games. Diesen können wir in der DSM File Station erstellen. Der Tab docker sollte bereits vorhanden sein. Wir erstellen im Ordner docker einen Unterordner und nennen diesen ps3netserv. Im Ordner ps3netserv erstellen wir nun die Ordnerstruktur für unsere Games, äquivalent zur den Ordnern im MultiMan bzw. WebMan MOD auf der PS3. Folgende Ordner sollten erstellt werden (man muss jedoch nicht alle Ordner anlegen, wenn man nicht alle benötigt):
- GAMES
- DVDISO
- BDISO
- PS2ISO
- PS3ISO
- PSPISO
- PSXISO
In den Ordner GAMES kommen später die Spiele im Format Game Folder, Spiele als ISO's entsprechend in den Ordner PS3ISO. Die restlichen Ordner sollten selbstklärend sein.
05. Projekt für ps3netserv anlegen
Jetzt legen wir ein neues Projekt für ps3netserv an. Dazu öffnen wir, wie unter Punkt 03 beschrieben, wieder den Container Manager und wählen den Tab Projekt aus. Das neue Projekt erstellen wir über den Punkt Erstellen.
- Projektname: ps3netserv
- Pfad: /docker/ps3netserv (Ordner auswählen, welcher unter Punkt 04 erstellt wurde)
- Quelle: docker-compose.yml erstellen
Ihr könnt euch eine von mir erstellte .yml- Datei als Vorlage hier herunterladen: Download compose.yml .
Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Formatierung erhalten bleibt. Deshalb sollte als Editor notepad++ verwendet werden, jeder andere Editor funktioniert aber ebenfalls.
Die Werte sind entsprechend anzupassen, hier sind besonders die UID und GID aus dem Punkt 02.1 wichtig.
Der Inhalt kann dann einfach über copy & paste eingefügt werden. Alternativ kann auch der Punkt docker-compose.yml hochladen gewählt und meine Vorlage (entsprechend bearbeitet) hochgeladen werden.
Wenn das erledigt ist, klicken wir auf Weiter. Die Einstellungen für Webportal benötigen wir nicht und klicken erneut auf Weiter. Im letzten Fenster setzen wir den Haken bei Projekt starten.. und klicken abschließend auf Fertig.
Wenn alles in Ordnung ist, sollte es in etwa so aussehen:
06. Port 38008 freigeben
Wer sich die compose.yml genau angeschaut hat wird festestellt haben, dass der Port 38008 eingetragen ist. Über diesen Port kommuniziert ps3netserv in unserem Netzwerk. Damit alles funktioniert, müssen wir diesen Port natürlich freigeben. Um zu testen, ob der Port bereits verfügbar ist, öffnen wir wie unter Punkt 02.1 beschrieben die PowerShell von Windows und geben folgendes ein:
Format: telnet IP der synology (Port) 38008
Wenn das Fenster keine Ausgabe anzeigt, ist der Port geöffnet. Bei geschlossenem Port wird ein Verbindungsfehler angezeigt.
Ich nutze eine Fritz!Box, welche per default alle Ports blockiert. Bei anderen Routern kann das anders sein. Falls der Port nicht geöffnet ist, müssen wir diesen im Router für die IP-Adresse der Synology freigeben (Port 38008 tcp).
Ich gehe hier nicht näher darauf ein, eine Anleitung für die Fritz!Box findet man z.B. hier bei AVM.
07. Games und andere Inhalte in die Ordner kopieren
Wir sind schon fast am Ende unseres Projekts angekommen. Damit wir nun Games über die Synology spielen können, müssen diese vorher auf die Synology kopiert werden. Ich nutze für mich eine einfache Methode: Die Ordner werden unter Windows als Netzwerkadresse (nicht Netzlaufwerk) eingebunden und sind im Windows Explorer unter Dieser PC / Netzwerkadressen zu finden. Natürlich kann man die Ordner auch als Laufwerk einbinden, allerdings habe ich schon rund 15 Laufwerke und da wird es langsam eng. Einen Laufwerksbuchstaben benötige ich ohnehin nicht.
Als Pfad zu den Ordnern tragen wir \\Synolohostname\docker\ps3netserv ein. Anstelle des Hostnamen kann natürlich auch die IP-Adresse der Synology eingegeben werden.
08. MultiMan konfigurieren
Zu guter Letzt richten wir auf der PS3 noch unseren Game-Manager MultiMan ein, von welchem aus wir unsere Spiele (und andere MultiMedia Inhalte) öffnen.
Die nötigen Einstellugen finden wir im Menü von MultiMan unter dem Punkt Netzwerk Server. Hier öffnen wir die Option /net_host0 - Aktivieren und tragen die erforderlichen Werte (IP-Adresse der Synology und Port 38008) ein. Beim Punkt Enter Friendly Name (net_host) haben wir freie Wahl, hier ist kein Wert vorgeschrieben. Die Eingaben werden jeweils mit START auf dem Controller bestätigt.
Wir starten die PS3 danach neu (Soft Reboot genügt) und öffnen wieder den MultiMan. Wenn wir alles richtig gemacht haben, finden wir im Dateimanager unter root nun den Eintrag net_host0, worin sich unsere Game-Ordner befinden. Nun können wir unsere Inhalte wie gewohnt öffnen und Spiele von der Synology starten.
Die Einstellungen für WebMan MOD sollten ähnlich sein. Da ich diesen nicht verwende, kann ich hierzu keine weiteren Angaben machen.
Fazit
Für mich persönlich ist diese Möglichkeit eine willkommene Alternative, da ich mehrere PS3 im Einsatz habe und mir damit das hin- und her tauschen der externen Festplatten sparen kann.
Der Container läuft auf meiner Synology DS224+ ausgesprochen unauffällig und belastet CPU und RAM äußerst wenig. In der Spitze liegt die Auslastung des Prozessors gerade einmal bei rund 5 %, meine 18 GB Arbeitsspeicher werden unter einem Prozent benötigt.
Natürlich ist auch hier nicht alles Gute beisammen. Bei Spielen, welche im Game-Folder Format vorliegen, kann es bei einer nötigen Installation von Inhalten auf der internen Festplatte der PS3 schon mal länger dauern oder in einem Freeze enden. Wenn die Spiele jedoch als ISO vorliegen, läuft auch das ausgesprochen flüssig.
Viel Spaß beim Ausprobieren!